Knowledge Management in Anwaltskanzleien

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Knowledge Management in Anwaltskanzleien

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Was macht ein Knowledge Management Lawyer?

Das Berufsbild des Knowledge Management Lawyers ist sehr vielfältig. Jede Kanzlei setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Der gemeinsame Nenner ist, dass vorhandenes Wissen geteilt, organisiert und jedermann zugänglich gemacht wird. So muss bei Mandatsanfragen durch den Einsatz von Knowledge Management das Rad nicht jedes Mal neu erfunden werden, sondern es kann auf bewährtes Wissen zurückgegriffen werden. Kernaufgabe eines jeden Knowledge Management Lawyers ist daher das Einsammeln von Dokumenten aller Art im KollegInnenkreis, um diese in einer zentralen, allen zugänglichen Datenbank systematisiert und aufbereitet zu sammeln. In der Regel wirken Personen in dieser Funktion zudem bei der Erarbeitung von Vertragsmustern und Klauseln mit.

Das Knowledge Management ist regelmässig auch im Trendscouting aktiv. Aktuelle Rechtsprechung, Gesetzgebung und Trends werden genau beobachtet und analysiert, KollegInnen und MandantInnen informiert.

Nicht selten unterstützen Knowledge Management Lawyer die Entwicklung von Legal Tech-Produkten. Sie begleiten beispielsweise die Automatisierung von Standardverträgen, verwalten Klauseltools oder automatisierte Checklisten.

Der Grossteil der Knowledge Management Lawyer arbeitet nur in einem speziellen Fachgebiet, also beispielsweise im Bereich des Arbeitsrechts oder des Gesellschaftsrechts, manche bringen sich zusätzlich in der klassischen Mandatsarbeit mit ein.

Wie wichtig ist Knowledge Management für Anwaltskanzleien?

Will eine Kanzlei vernetzt arbeiten, Synergien schaffen, vorhandenes Wissen konservieren und allen zugänglich machen, führt kein Weg an einem professionellen Knowledge Management vorbei. Auch MandantInnen erwarten, dass durch die Mehrfachverwendung von Wissen effektiv und damit kostengünstig gearbeitet wird. Hinzu kommt, dass der Einsatz von Legal Tech ohne vorherige systematische Aufbereitung des vorhandenen Know-hows nicht funktioniert. Und das betrifft die Zukunftsfähigkeit der Kanzleien. Denn Legal Tech-Produkte unterstützen effektiv Arbeitsprozesse und machen diese nebenbei auch deutlich weniger fehleranfällig. Insbesondere Massenverfahren lassen sich so perfekt organisieren und mit viel weniger Personal abwickeln als es «händisch» möglich wäre.

Alle grösseren Kanzleien haben dies schon vor langer Zeit erkannt und halten seit Mitte der 90er Jahre in Deutschland flächendeckend ein professionelles Wissensmanagement bereit.

Wie beeinflusst KI das Berufsbild?

In der deutschen Juristerei steckt die generative KI noch in den Kinderschuhen, da sie bisher nicht mit den relevanten juristischen Datenbanken verbunden ist und überdies noch nicht den aktuellen Wissensstand berücksichtigt. Für AnwältInnen ist die Nutzung daher mit erhöhten Risiken verbunden. Allerdings wird es auch hier schnelle Fortschritte geben. Knowledge Management Lawyer sind daher gut beraten, sich jetzt bereits intensiv mit dem Thema KI auseinanderzusetzen und sich insbesondere Prompting-Fähigkeiten anzueignen. Zudem wird das Knowledge Management für viele Kanzleien ein Dreh- und Angelpunkt sein, wenn es darum geht, eigene KI-Sprachmodelle mit Hilfe des vorhandenen firmeneigenen Know-hows aufzusetzen.

Was ist die grösste Hürde für ein effektives Knowledge Management?

Um effektives Knowledge Management bereitzustellen, muss das Teilen von Wissen Bestandteil der Firmenkultur sein. Der Wille, sich zu vernetzen und eigenes Wissen anderen zur Verfügung zu stellen, muss von der Führungsebene in die operativen Teams getragen werden. Die Vorstellung, allein durch die Einstellung einer geeigneten Fachkraft ein schlagkräftiges Knowledge Management verankern zu können, ist illusorisch.

Welche Fähigkeiten muss ein Knowledge Management Lawyer haben?

Neben grundlegenden fachlichen Kenntnissen sollte die Person kommunikativ, kreativ und extrovertiert sein und viel Improvisationstalent besitzen. Auch Multi-Tasking-Fähigkeiten sind gefragt. Ein Knowledge Management Lawyer sollte den Mut haben, auf KollegInnen zuzugehen und Produkte einzufordern. Optimal ist, wenn er/sie bereits Erfahrung als RechtsanwältIn im operativen Bereich hat. Auch sollte er/sie keine Berührungsängste haben, wenn es darum geht, anwenderbezogen Datenbanken zu bedienen oder technische Produkte juristisch zu begleiten.

Fazit

Wird das Knowledge Management in einer Kanzlei richtig gelebt, schafft es wichtige Synergieeffekte, die wiederum Wettbewerbsvorteile gewähren. Die Position ist abwechslungsreich, herausfordernd, kommunikativ, kreativ, kurz: ein Traumjob.