Was vor zwei Jahren noch als eine Vision galt, ist heute in vielen Rechtsabteilungen Realität: der Einsatz von Legal Tech. Die Pandemie hat dabei auch als Beschleuniger gewirkt, weil das Arbeiten im Home Office und die erhöhte Transformationsgeschwindigkeit Digitalisierungsbemühungen verstärkt, ja eingefordert haben.
Digitalisierung
Vergangenen März wurde in Wien das Legal Tech Center gegründet. Als das erste Zentrum an der Schnittstelle zwischen juristischer Praxis und rechtswissenschaftlicher Forschung im Bereich der Legal Tech, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Rechtsdogmatik mit der Rechtstatsächlichkeit zu verknüpfen. Wir haben dem Mitgründer und Leiter die brennendsten Fragen gestellt.
Die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) hat gemeinsam mit Ioannis Martinis,
Dozent und Head of Legal Tech der Coop Rechtsschutz AG, einen neuen Lehrgang
konzipiert, der sich der Digitalisierung der Jurisprudenz widmet. Beim «CAS Legal
Tech» stehen jedoch nicht nur Technologien, wie Künstliche Intelligenz und
Blockchain auf dem Programm, sondern auch Themen wie agiles Projekt
Management, Legal Marketing, digitale Ethik, Risk Management und Innovation. Wir
haben mit ihm über den Lehrgang gesprochen und dabei auch einen Blick in die
Zukunft der Rechtsbranche geworfen.
Die Schweizer Justiz soll künftig in der Lage sein, digital zu arbeiten. Ziel ist es, den elektronischen Rechtsverkehr und die elektronische Akteneinsicht in allen Verfahrensabschnitten des Zivil-, Straf- und Verwaltungsgerichtsverfahrens einzuführen. Der Austausch wird über die Justizplattform Justitia.Swiss stattfinden.
Die Schlagworte Legal Tech und Legal Innovation nehmen den Rechtsmarkt ein. Neue Tools sollen die anwaltliche Arbeit erleichtern und verbessern. Doch es sind vor allem die Grosskanzleien, die profitieren. Kleinere und mittelständische Kanzleien mischen weitaus seltener mit bei der Implementierung der neusten Technologien. So führt Digitalisierung auch für sie zu mehr Erfolg.
Viele Anwälte nehmen im Hinblick auf die Digitalisierung des Rechtsmarktes eine Abwehrhaltung ein. Ein Fehler, der sich aus der Charakteristik der Berufsgruppe erklären lässt und der dennoch fatal für jene sein könnte, die sich Innovationen erst dann öffnen, wenn sie fehlerfrei funktionieren. Sie verschliessen sich der Chance, sich in Ergänzung zu Legal Tech wieder darauf konzentrieren zu können, wo der Mensch die besseren Kompetenzen besitzt.
Papier ist passé, der gute alte Akt hat ausgedient. So die Botschaft, die das Projekt Justitia 4.0 vermittelt. Schweizweit soll innerhalb der nächsten acht Jahre der gesamte Rechtsverkehr elektronisch ablaufen. An der Universität Luzern fiel im Beisein von gewichtigen Vertretern aus der Schweizer Juristenlandschaft der Startschuss.