Warum der Einkauf von Rechtsrat nicht einfacher wird

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Warum der Einkauf von Rechtsrat nicht einfacher wird

Einkauf von Rechtsrat

Quelle: istock/cnythzl

Mit der zunehmenden Verrechtlichung der Gesellschaft und Wirtschaft wird nicht nur der richtige, sondern der effektive und effiziente Umgang mit Rechtsfragen immer relevanter und wichtiger. Der Einkauf von Rechtsdienstleistungen ist heute viel anspruchsvoller. Suchte man früher nach Rechtsrat, ging man einfach zum externen Anwalt.

Mittlerweile haben aber Unternehmen – nicht zuletzt auch wegen der damit verbundenen Kostenvorteile – ihre eigenen schlagkräftigen Rechtsabteilungen aufgebaut, und diese wachsen weiter. Als weitere Alternative kommen laufend neue Anbieter auf den Rechtsmarkt: die Rechtsarme der grossen Revisionsberatungsunternehmen, Treuhänder, Banken, Rechtsschutzversicherungen, Arbeitsvermittler und die vielen Startups (NewLaw und LegalTech). Diese Newcomer widmen sich oft nur kleinen Teilen der Wertschöpfungskette und sind regelmässig interdisziplinär aufgestellt, international besser vernetzt bzw. freier in der Ressourcenzuteilung. Dank einem technologie- und prozessbasierten Geschäftsmodell arbeiten sie schneller, günstiger und in ihrem Bereich auch besser als vergleichbare Konkurrenten.

Schliesslich ist das Rechtswissen durch das Internet nicht nur demokratisiert und frei zugänglich gemacht worden, sondern es bieten verschiedene – auch traditionelle – Rechtsdienstleister ihr Wissen bereits als fertige Produkte kostengünstig oder kostenfrei als Download im Internet an.


Wer schon einmal im Laden vor einem vollen Gestell stand, der weiss, dass eine grosse Auswahl nicht immer einen Segen darstellt, sondern auch Entscheidungsverantwortung verursacht. Wer sich regelmässig mit der Beschaffung von Rechtsdienstleistungen befassen muss, dem sei deshalb folgendes empfohlen, um seine Kostenstruktur im Griff zu halten und weiter zu optimieren.

  1. Überlegen Sie sich zuerst Ihr Geschäftsrisiko und erst dann, was Sie rechtlich geprüft haben wollen. Merken Sie sich: Eine Null-Risiko-Strategie ist unrealistisch, wird keinen Umsatz generieren und sicher viel kosten.
  2. Planen Sie Ihren Einkauf sorgfältig und im Voraus, z.B. durch eine geeignete Vorselektion der Anbieter (Anwaltspanels). In der Not besteht für eine sinnvolle Selektion keine Zeit mehr. Berücksichtigen Sie dabei auch den Einkauf über Plattformen zur Beschaffung von Rechtsrat, was künftig eine grössere Rolle spielen wird.
  3. Alle Angebotsformen weisen ihre Vor- und Nachteile auf. Wählen Sie aus der Fülle der am Markt bestehenden Angebote den besten Mix für den jeweiligen Bedarf aus. Denn bereits damit erzielen Sie wertvolle Kostenvorteile, Effizienz- und Qualitätsgewinne. 
  4. Wenn Sie Stundenhonorarmodelle akzeptieren müssen, legen Sie Wert auf eine optimale Auftragsvergabe, verhandeln Sie die offerierten Standard-Stundensätze (was Anbieter oft bereits eingepreist haben), planen Sie eine klare Instruktion, definieren Sie die zu erledigende Aufgabe unmissverständlich, steuern Sie die Lieferanten und kontrollieren Sie am Ende die detaillierte Rechnung.
  5. Schliesslich, stellen Sie Ihren Anbietern Fragen, die früher weniger denkbar gewesen wären wie z.B.: Wie stellen sie sicher, dass ich die beste Leistung erhalte? Wie messen sie die Effizienz ihrer Arbeit und wie profitiere ich als Kunde davon? Nutzen sie Technologie, und wenn ja, welchen Nutzen habe ich davon? Nutzen sie die Dienste von Dritten, und zu welchen Konditionen reichen sie diese Leistungen an mich weiter?