Anwaltsnetzwerke: Wie kleinere Kanzleien bei den Grossen mitspielen

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Anwaltsnetzwerke: Wie kleinere Kanzleien bei den Grossen mitspielen

Anwaltsnetzwerke

Quelle: istock/metamorworks

Die Tätigkeit in einer mittelständischen Kanzlei hat ihre Vorteile: Das Team kennt sich gut, die Wege sind kurz und Entscheidungen können rasch umgesetzt werden. Häufig gibt es einen stabilen Mandantenstamm und eingespielte, effiziente Arbeitsabläufe. Wenn es aber um grössere und damit hochdotierte Mandate geht, vor allem im internationalen Kontext, haben mittelständische Kanzleien meistens das Nachsehen. Einerseits fehlt schlicht die Manpower, andererseits vielfach die überörtliche oder gar internationale Kompetenz.


Zugang zu neuen Märkten durch Netzwerke


Ein wirksames Instrument, um neue Mandate zu generieren und vor allem nicht an die Konkurrenz zu verlieren sind Anwaltsnetzwerke. Deutschland- und weltweit haben sich einige mit unterschiedlichen Ausrichtungen etabliert, die letztlich eines gemeinsam haben: die Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Mitglieder durch den kollegialen Kontakt untereinander.

Eurojuris beispielsweise hat eine starke internationale Orientierung mit Mitgliedskanzleien in fast allen Ländern Europas und den wichtigsten Wirtschaftsräumen weltweit. In vielen Ländern Europas gibt es darüber hinaus Landesverbände, deren Mitglieder sowohl untereinander vernetzt sind, als sich regelmässig mit jenen aus den anderen Verbänden austauschen. Das bedeutet, dass nahezu überall Partnerkanzleien zur Verfügung stehen, um die Mandatsarbeit gemeinsam übernehmen zu können. Im Idealfall kennt man die Kollegen persönlich, aber auch die umfangreichen Mitgliedsverzeichnisse helfen schnell weiter. Auf diese Weise muss eine Kanzlei komplexe Mandate nicht mehr ablehnen – im Gegenteil, die Vernetzung ist ein wesentlicher Faktor im aktiven Marketing. 

Gemeinsam ist man stark: massive Einkaufsvorteile

Selbst wenn es mit dem Generieren gemeinsamer Mandate im Netzwerk nicht ad hoc klappt: Allein die Vorteile beim Bezug von Datenbanken, Werbematerial und Briefpapier, um nur einige Beispiele zu nennen, rechnen sich im Vergleich zum Mitgliedsbeitrag meist mehrfach. Einige Netzwerke bieten den Bezug von Datenbanken wie beck-online oder juris, auf die die meisten Kanzleien aus Gründen der Waffengleichheit mit Grosskanzleien und Justiz de facto nicht mehr verzichten können, zum deutlich reduzierten Tarif an. Die Preise für den Zugang zu Online-Inhalten sind in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Eine gemeinsame Nutzung über hilft, diese Kosten im Rahmen zu halten.

Die persönliche Komponente


Fast am wichtigsten, gerade in Zeiten der Digitalisierung, ist der persönliche Kontakt. Die meisten Netzwerke sehen mindestens ein Treffen im Jahr vor, auf dem die Mitglieder sich untereinander austauschen können. Häufig finden im Rahmen dieser Veranstaltungen Meetings interner Practice Groups statt, die als Fortbildungsmaßnahme gem. § 15 FAO anerkannt sind. Darüber hinaus gibt es in vielen Netzwerken Organisationen, die sich speziell an junge Anwälte richten. Für viele von ihnen stellt diese Möglichkeit der Vernetzung im Übrigen ein echtes Asset dar, mit dem die Kanzlei zusätzlich als Arbeitgeber punkten kann. 


Trotz aller technischer Errungenschaften: Die Anwaltsarbeit ist immer noch People’s Business. Gemeinsame Projekte entstehen am einfachsten, wenn man sich kennengelernt und schon einmal Zeit miteinander verbracht hat. Und wenn es gut läuft, findet man im Netzwerk nicht nur Kooperationspartner, sondern über die Jahre echte Freunde – ein unschätzbarer Wert, der selbst die zahlreichen beruflichen Vorteile in den Schatten stellt.