Fünf Zukunftsthemen mit rechtlicher Relevanz

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Was sind die wichtigsten Themen im Jahr 2024? Es ist aktuell alles andere als einfach, bei all den globalen Mega-Trends und denen, die noch kommen mögen, eine verbindliche Bestenliste zu erstellen. Die Auswahl ist persönlich gefärbt und soll auch zu interessanten Gesprächen beitragen:

1. Exponentielle Technologien 

Exponentielle Technologien sind ein grosses Anlagethema und einer der Hauptgründe dafür, dass wir in den spannendsten aller Zeiten leben dürfen. Im Kern geht es um innovative Entwicklungen, deren Fortschritt nicht linear, sondern exponentiell wächst. Dazu zählt zum Beispiel Künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Blockchain, Nanotechnologien, Biotechnologie und Gentechnik, Quantencomputing, erneuerbare Energien und weitere wie das Internet der Dinge. 

Diese Technologien haben das Potenzial, innert kurzer Zeit dramatische Veränderungen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und der Wirtschaft zu bewirken. Praktisch alle Branchen und Unternehmen werden von den Folgen einer rasanten Entwicklung von Innovationen betroffen sein. Exponentielle Technologien sind nicht nur kritisch zu betrachten, sondern bieten aufgeschlossenen Playern auch grosse Chancen im Bezug auf Kosten- und Zeiteinsparungen. Die Gewinner werden jene sein, welche die verschiedenen Technologien erfolgreich kombinieren können. Denken sie nur an Blockchain mit KI und dem Internet der Dinge.

2. Kreislaufwirtschaft

Technisch gesprochen handelt es sich um ein regeneratives System, in dem Ressourceneinsatz und Abfallproduktion, Emissionen und Energieverschwendung durch das Verlangsamen, Verringern und Schliessen von Energie- und Materialkreisläufen minimiert werden. Dies kann durch langlebige Konstruktion, Instandhaltung, Reparatur, Wiederverwendung, Wiederaufbereitung, Renovierung und als letztes Mittel Recycling erzielt werden. 

Anders gesagt: Es ist ein Weg, der uns wieder näher an die Natur führt. Dort gibt es eben keinen Müll, denn jedes Blatt, das vom Baum fällt, ist Teil eines Kreislaufs. Warum sollten wir das gleiche Prinzip nicht auch auf jedes Hemd oder jede Tasche anwenden können? Statt sie zu verbrennen oder wegzuwerfen, einfach wieder zu Erde werden lassen, oder aus ihnen selbst die nächsten Produkte produzieren? Das sind Elemente einer Kreislaufwirtschaft. Besonders nützlich sind die unter den vielfältigen Modellen die beiden Cradle-to-Cradle-Kreisläufe - der technologische und der biologische. Im Wesentlichen geht es immer darum, Produkte so zu gestalten, dass sie kreislauffähig sind. Diese Aufgabe mag zunächst einschüchtern, kann aber auch Freude bereiten, besonders wenn wir die zahlreichen exponentiellen Technologien und ihre Möglichkeiten mitdenken.

3. Big Bang Disruption 

Diese Art von Innovation tritt im Gegensatz zu den langsameren, inkrementellen Veränderungen der Vergangenheit plötzlich und radikal auf. Bestimmte Technologien und Innovationen können Märkte auf explosive Weise quasi über Nacht verändern. Vor dem Konzept der Big Bang Disruption war neben anderen insbesondere die Disruptionstheorie nach Clayton Christensen ein führender Ansatz. Christensen argumentierte, dass etablierte Unternehmen oft von neuen, einfacheren und kostengünstigeren Technologien bedroht werden, die anfänglich niedrigere Qualität bieten, sich aber schnell verbessern. Beispiele für diese Art der Disruption sind digitale Fotografie im Vergleich zur Filmfotografie oder PCs im Vergleich zu Mainframe-Computern. 

Die Big Bang Disruption als Konzept ist faszinierend, weil es verdeutlicht, wie schnell und dramatisch neue Technologien – insbesondere die exponentiellen –­ etablierte Märkte von einem Tag auf den andern umgestalten können. Es betont die Notwendigkeit für Unternehmen, flexibel zu denken und schnell auf Veränderungen zu reagieren, um relevant zu bleiben. 

4. Longevity 

Langlebigkeit bezieht sich auf Wissenschaft, Technologien und Strategien, die darauf abzielen, die Lebensspanne von Menschen zu verlängern und die Lebensqualität im Alter zu verbessern. Diese Forschung ist multidisziplinär und umfasst verschiedene Bereiche wie Anti-Aging-Medizin, Genetik und Epigenetik, Stammzellentherapie, Biotechnologie und Nanotechnologie sowie Ernährung und Lebensstil. Longevity ist ein aufregendes, aber auch kontroverses Forschungsgebiet, welches das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir den Alterungsprozess verstehen, grundlegend verändern könnte. Dies eröffnet Möglichkeiten, die menschliche Gesundheit zu verbessern, bringt aber Herausforderungen und Fragen mit sich, die sorgfältig berücksichtigt werden müssen.

5. Dynamische Regulatorik 

Dies ist ganz besonders in der Schweiz – und natürlich für Juristen – ein hochspannender Bereich. Man hofft, dass der Regulator eine noch agilere, flexiblere und proaktivere Herangehensweise an die Regulierung von Branchen und Märkten entwickelt, um den sich schnell verändernden Umständen gerecht zu werden, sei es durch technologische Entwicklungen, neue Geschäftsmodelle oder veränderte Marktbedingungen. Eine wesentliche Herausforderung wird darin liegen, wie man sich dabei inhaltlich positioniert. Orientiert man sich näher an Europa, wie in den letzten Jahren im Finanzmarktbereich? Oder doch näher an den USA oder gar Asien, falls die Entwicklung dort rasanter oder wichtiger werden? Wie geht man mit dem KI-Thema um? Eine schnelle Umsetzung rasch entstehender, europäischer Ideen, oder nicht?

Meine Hoffnung ist, dass die Schweiz zunächst beobachtet, um die entstehende Welt abzuschätzen, dann aber rasch eine gute Grundsatzgesetzgebung erlässt, die es gestattet, technologieneutral und insbesondere geographisch unabhängig und schnell reagieren und agieren zu können. Dies eröffnet uns eine neue und spannende Welt!